Von Shkodra sind wir Anfang der Woche direkt nach Nordosten zum Komani-See geradelt, einem großen Stausee. Im Ort Komani haben wir unterhalb der gigantischen Staumauer auf einem ziemlich einfachen Campingplatz übernachtet. Wir waren dort die einzigen Gäste. Der Inhaber hat uns auch seine Hotelzimmer angeboten - jedoch, als wir sie sahen, haben wir lieber unsere Zelte aufgebaut. Immerhin haben wir am Abend köstlich gegrilltes Fleisch serviert bekommen.
Im nächsten Morgen mussten wir ziemlich früh los, um ja die Fähre nicht zu verpassen. Leider war die Nacht nicht nur deshalb ziemlich kurz: Ich lag schon seit 4 Uhr wach im Zelt, weil der dämliche Wachhund des Campingplatzes ununterbrochen bellte.
Wir mussten durch einen stockdunklen Tunnel bergauf zum Stausee und zum Fährhafen fahren. Das war eine ordentliche Anstrengung am frühen Morgen. Dort angekommen, beobachteten wir fasziniert das bunte Trieben am kleinen Hafen.
Die Fahrt über den Komani-See dauerte drei Stunden und war sehr erfrischend, weil uns die ganze Zeit ein starker Wind entgegen blies. Die ziemlich rostige und klapprige Fähre tuckerte durch eine faszinierende Bergwelt. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Als wir in Fierze ankamen, ging es, wie erwartet, erstmal ordentlich bergauf. Wir mussten von ca. 160 Meter Höhe in der Mittagshitze auf rund 650 Meter hochklettern. "Oben" angekommen ging es auf und ab weiter. Nach gut 40 Kilometer hatten wir bereits mehr als 1200 Höhenmeter. Deshalb waren wir auch sehr froh und dankbar, als plötzlich ein sehr ansprechendes Hotel am Straßenrand stand, nachdem wir stundenlang durch eine menschenleere Berglandschaft gestrampelt waren. Ohne lange zu überlegen, stiegen wir im Hotel Alpin ab. Wir fühlten uns gleich sehr wohl, denn es sah wirklich aus wie ein Hotel in den Tiroler Alpen.
Am nächsten Morgen radelten wir gut erholt weiter in Richtung Kukes. Es ging weiter durch eine traumhaft schöne Bergwelt - natürlich wieder hoch und runter. Aber es war nicht mehr so anstrengend wie am Tag zuvor. Die Steigungen waren moderater. Gegen 14 Uhr machten wir am Straßenrand eine ausgiebige Pause und kochten uns einen Topf Nudeln mit leckerer Tomatensoße. Als wir am Abend in Kukes ankamen, hatten wir 80 Kilometer auf dem Tacho (mit 1500 Höhenmeter). Und an diesem Abend erlebten wir nach zwei Wochen wieder mal Regen! Wie schön!
Da die nächste Etappe nach Ohrid weitere massive Steigungen versprach und wir ziemlich kaputt waren, entschlossen wir uns, am nächsten Morgen zunächst mit Taxi weiterzufahren. Das Hotel organisierte einen Kleintransporter, der uns für 80 Euro bis zur mazedonischen Grenze (90 KM) fuhr. Unser junger Freund Matthias fuhr die Strecke allein mit dem Rad - Chapeau! Unterwegs, als wir die Steigungen sahen, waren wir sehr froh, dass wir uns für die Taxifahrt entschieden hatten. Es war wirklich sehr steil, teilweise 15-20 Prozent. Ab der Grenze radelten wir moderate 71 Kilometer bis nach Ohrid. Somit haben wir an einem Tag sogar zwei Etappen geschafft.
Heute haben wir uns Ohrid angeschaut. Zuerst waren wir von Mazedonien und Ohrid nicht wirklich begeistert. Wir trauerten dem schönen Albanien nach. Als wir aber durch die Altstadt gingen, begann Ohrid mir sehr gut zu gefallen. Von der alten Festung hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und über den gigantischen See, den ältesten See Europas. Ohrid ist sowohl christlich-orthodox als auch islamisch geprägt. Man sieht jede Menge Kirchen und Moscheen nebeneinander. Am meisten hat mich aber der See beeindruckt - er ist sehr sauber. Das Wasser wird als Trinkwasser genutzt. Und es gibt hier eine spezielle Forellenart, die sehr schmackhaft sein soll und deswegen in die ganze Welt exportiert wird.
7 Kommentare:
Hallo Uwe,
schöner Bericht, schöne Bilder, viel Spaß noch:-) Wie viele Serviceeinsätze (Rad, Bremsen etc.) hattet Ihr bis jetzt an euren Rädern?
Schöne Grüße aus BAM
Uwe
Wieder einmal eine Freude, mir Bilder und Reisebericht anzuschauen.
Und, mein Respekt vor Eurer Leistung ist noch einmal gestiegen. Nach meinem
kleinen 3-tägigen Eifel-Mosel-Ründchen habe ich einen ganz netten Muskelkater
in den Oberschenkeln. So was kenne ich gar nicht mehr, selbst nach hartem Bergeinsatz
waren die Beine vielleicht etwas müde, aber Muskelkater? Nie!
Ausserdem wurde mein Gesäß zusehends druckempfindlich-schmerzhaft. Ich hoffe, das gibt
sich mit der Zeit und ich gewöhne mich daran. Ich wollte schon losziehen und mir einen
neuen Sattel kaufen, aber das ist wohl etwas übereilt.
Ihr kommt jetzt vermehrt am Amphitheatern vorbei wie ich sehen kann. Ein klares Zeichen,
dass wir Germanen es mit der Zivilisation nicht so eilig hatten wie andere EU-Staaten.
Und was die Gastfreundschaft betrifft, in einem Eifelstädtchen würde man Euch kaum in der
Sporthalle übernachten lassen. Man würde Euch wahrscheinlich irgendwelche versicherungs-
technischen Gründe entgegenhalten.
Herzliche Grüße in die Ferne!!!
Stefan
Hi Uwe,
außer Kette schmieren und Luft aufpimpen, war bisher kein Service erforderlich. Die Kette meines Rades ist allerdings bald fällig.
Grüße, Uwe
Liebe Sabine, freut mich, dass dir der Bericht gefällt! Erhol dich noch schön auf unserem Balkonien! Liebe Grüße, Uwe
Hi Uwe,
da habt Ihr ja schon ein gutes Stück geschafft.
Wie ist es denn um eure Kondition gestellt?
Setzt mittlerweile eine erste Müdigkeit einoder habt Ihr euch an das fahren gewöhnt und seid gut im Training?
Lg
Markus
Hallo Markus (welcher Markus?),
ganz ehrlich, manchmal sehne ich mich schon nach dem einen oder anderen Ruhetag mehr! Aber bis jetzt hält die Form! Was man auch daran erkennt, dass bisher keiner krank geworden ist! Dennoch freue ich mich auf die bevorstehenden zwei Ruhetage am Strand von Stavolo! Und auch auf die zwei Wochen Pause in Istanbul freue ich mich: 12 Tage keine Radtasche packen, 12 Tage ohne Rad fahren! Das wird schön. Aber: Ich freue mich auch auf den zweiten Teil der Tour: allein dirch die Türkei und den Iran! Das wird bestimmt auch ein großes Erlebnis.
Schöne Grüße, Uwe
Kommentar veröffentlichen