Zunächst noch ein kurzer Rückblick auf unsere beiden Ruhetage in Çanakkale: Die Stadt hat uns sehr gut gefallen und wir haben viel gesehen. Am ersten Tag besichtigten wir die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges auf der Halbinsel Gallipoli und die Gedenkstätten für die Opfer. Wusstet ihr, dass Australier, Neuseeländer und Inder an der Seite der Engländer und Franzosen gegen die Türken gekämpft haben? Mir war das völlig neu. Unter Führung der Engländer wollte man Gallipoli erobern, um die Dardanellen, die Verbindung zwischen der Ägäis und dem Marmarameer und damit letztlich die Zufahrt zum Schwarzen Meer zu kontrollieren.
Um es kurz zu machen: Es war eine verlustreiche Schlacht, aus der die Türken (mit deutscher Unterstützung) als Sieger hervorgingen. Für Australier und Neuseeländer wurde dieser Kriegseinsatz zu einem nationalen Trauma. Noch immer besuchen viele Asutralier, auch jüngere, die Gedenkstätten auf Gallipoli. Bis heute wird jedes Jahr am 25. April mit Gottesdiensten der vielen Opfer auf beiden Seiten gedacht. Im vergangenen Jahr kam sogar Prince Charles zum 100. Jahrestag zum Gedenken nach Gallipoli!
Auf den folgendes Fotos sieht das frühere Kampfgebiet sehr idyllisch und grün aus. Früher waren es karge, staubige Hügel ohne jeglichen Schatten.
Am nächsten Tag schauten wir uns Troja an. Die meisten kennen die Geschichte mit dem großen Holzpferd, in dem sich griechische Soldaten versteckt hielten. Als die Trojaner das Pferd in ihre Stadt holten, sprangen nachts die Soldaten heraus und öffneten die Tore für ihre Armee, die dann endlich Troja erobern konnte. Interessant an Troja ist aber auch, dass die Stadt seit 5000 vor Christi-Geburt an dieser Stelle insgesamt neun Mal erbaut wurde und dass bei Ausgrabungen Spuren aus allen Epochen gefunden wurden.
Die historisch bedeutsame Entdeckung, dass es Troja tatsächlich gibt, haben wir dem Deutschen Heinrich Schliemann zu verdanken. Der war allerdings in erster Linie auf den dort verborgenen Schatz des Priamos aus, den er heimlich nach Deutschland schaffte. Schliemann richtete bei seiner ungestümen Suche nach dem Schatz übrigens beträchtliche Schäden an. Dennoch ist die Bedeutung seines Fundes unumstritten. Heute wird die Grabungsstätte zum Teil durch ein großes Zeltdach geschützt, dass ein großer Autokonzern aus Stuttgart gespendet hat.
Nach dem Kulturprogramm haben wir uns in einem Türkischen Badehaus ordentlich abschrubben und massieren lassen. Ich habe das Gefühl, dabei wieder etwas Farbe verloren zu haben. ;-)) Es war ein schönes Erlebnis, obwohl die Bademeister ganz schön zur Sache gegangen sind - zumindest Heikos Bademeister! Der hat sich nämlich auch auf Heikos Rücken gestellt! Was das wohl bringt, habe ich mich gefragt. (Leider keine Fotos ;-))
Çanakkale hat uns übrigens auch als Stadt sehr gut gefallen. Rund um den alten Uhrenturm gibt es eine sehr quirlige Altstadt mit vielen Geschäften, kleinen Restaurants und netten Cafés. Man sieht viele junge Frauen, zum Teil bauchfrei, ohne Kopftuch und modern gekleidet. Verschleierte Frauen habe ich nur sehr wenige gesehen. Sehr schön sitzt man in einem der großen Cafés direkt an den Dardanellen, von wo aus man den vorbei gleitenden Schiffen zuschauen kann.
Heute morgen sind wir dann zeitig aufgebrochen. Bis zu unserem Zielort Çan waren es 67 Kilometer mit knapp 1000 Höhenmeter. Es war natürlich wieder sehr heiß, aber es blies die ganze Zeit ein kräftiger Wind von der Seite, so dass es gut auszuhalten war. Die Landschaft erinnerte an die Toskana - sanfte Hügel, Pinienbäume, gelbe Getreidefelder!
Morgen radeln wir nach Gönnen (75 KM) und am Sonntag (45 KM) nach Bandirma.
2 Kommentare:
Hallo Jungs, es sind nicht die einfachsten Zeiten in die eure Reise fällt.....die Unwetter, die vielen Höhenmeter, die hohen Temperaturen...und dass unter den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen. Ein ganz großes Kompliment - wünsche euch einen entspannte gemeinsame Resttour und schöne Tage in Istanbul!!
Danke, lieber Uli! Sind sehr gespannt wie die Stimmung in Istanbul ist und was wir davon überhaupt mitbekommen. Ein flaues Gefühl im Bauch habe ich natürlich schon.
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