Bemerkt hatte ich den Defekt gestern nach der Ankunft in Emirdag, das ich nach 110 Kilometern in knapp fünf Stunden erreicht hatte. Alles lief super auf dieser Etappe: Es war nur knapp 20 Grad warm, der Himmel den ganzen Tag bedeckt, es gab nur wenige moderate Steigungnen und ich hatte leichten Rückenwind. Nach drei Stunden hat ich mein ursprünglich anvisiertes Ziel, Cifteler, schon erreicht. Da es noch früh am Tag war, fuhr ich noch 40 Kilometer weiter bis nach Emirdag.
Als ich den Defekt entdeckte und im Hotel nach einem Fahrradladen fragte, vertrösteten sie mich auf heute Morgen. Doch als ich den Laden sah (Foto), war mir sofort klar, dass ich hier keine Hilfe erwarten konnte. So war es dann auch: Der Inhaber sagt "No" und damit war die Sache klar.
Also setzte ich mich heute Morgen in einen Bus und fuhr 110 Kilometer zurück nach Eskisehir, wo ich am Vortag hergekommen war. Einer meiner Radfreunde, die mich zuvor in Eskisehir übel versetzt hatten, war so freundlich, mir die Adressen zweier guter Radläden zu schicken.
Im Bus lernte ich den 19 Jahre alten Abdullah kennen, der Englisch konnte und sich anbot, mich zum Radladen zu begleiteten. Er war froh, seine frisch erworbenen Englischkenntnisse bei mir anwenden zu können. So redeten wir viel, bis wir plötzlich in Eskisehir ankamen. Wir hatten gleich im ersten Laden Glück: Ich bekam alle Schrauben, die ich brauchte.
Als wir den Fahrradladen verließen, verabschiedete sich Abdullah schnell und lief schnellen Schrittes zu seiner nahegelegenen Arbeit, einer öffentlichen Dienststelle. Ich hoffe, dass er keine ernsthaften Probleme bekommen hat.
Ich war am frühen Nachmittag zurück in Emirdag und brachte mein Fahrrad wieder in Ordnung. Bei der Gelegenheit habe ich gleich alle Schrauben noch einmal nachgezogen. Glücklicherweise ist dieser Defekt glimpflich ausgegeangen. Er hat mich zwar einen ganzen Tag gekostet, aber froh bin ich im Nachhinein, dass ich den Defekt rechtzeitig vor den nächsten Bergen bemerkt habe und ihn relativ unaufwändig beheben konnte.
Das Beste kommt jetzt aber noch: Als ich ins Hotel zurückkam, staunte ich nicht schlecht, als ich mein Zimmer offen stand und mein Gepäck auf dem Flur herumlag. Die Möbel waren in die Mitte geräumt und ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, was hier vor sich ging: Das Zimmer wurde neu angestrichen! Und das, obwohl ich vor meiner Abfahrt nach Eskisehir erklärt hatte, dass ich eine weitere Nacht bleiben werde.
Morgen geht`s also weiter. Ich hoffe, dass mich die Defekthexe jetzt erstmal in Ruhe lässt.
7 Kommentare:
Hi Uwe. Finde deinen Block super. Habe als Arbeitskollege von Heiko eure Reise verfolgt und lese jetzt natürlich weiter. Mich beeindruckt immer wieder die gastfreundlichkeit der Leute und die Berichte von Land und Leute. Ob der Grieche der dein Bike reparierte oder der Türke der vor dem Verdursten gerettet hat und noch Bira besorgte. Super. Michael
Danke Michael, das freit mich. Schöne Grüße aus Cihanbeyli! Uwe
Hallo Uwe,
Jetzt bist du auf dem Weg nach Kappadokien.
Ich war 1984 auch schon dort unterwegs. Allerdings leider nicht mit dem Drahtesel sondern per Daumen;-) Ich habe eine sehr schöne Landschaft mit einer extremen Gastfreundlichkeit in Erinnerung. So das ich in den Tagen, die ich damals in dieser Gegend unterwegs war kaum ein Cent ausgegeben habe. Ist das heute auch noch so? Wo Übernachtest du? In deinem Zelt in den wenigen Dörfern? oder in der Walachei? Wie bekommst du dein Wasserhaushalt im Griff?
Liebe Grüße aus BAM
Uwe
Lieber Uwe,
habe von Hubert Deinen Blog erhalten: Riesenkompliment für diese Tour, ich drücke alle Daumen, die ich habe, dass Du gut weiterkommst. Würde am liebsten sofort hinterher fahren (aber mit meiner alten Gummikuh),
alles Gute,
Hanno Frings
Hallo Uwe,
das normale Leben ist für unsere Verhältnisse immer noch recht preiswert. Was ich so mitkriege. Ich übernachte in Hotels für 15-20€ oder im Zelt, wenn vorhanden auf einem Campingplatz, wenn nicht auch in freier Wildbahn. Vor zwei Nächten habe ich in einem verlassenen Dorf mein Zelt aufgeschlagen. Das war schon ein wenig unheimlich, vor allem als nachts in einem vermeintlich leeren Haus plötzlich Licht brannte. Wasserhaushalt ist ein heikles Thema: Eigentlich reicht es, immer eine große Flasche dabei zu haben. Beim Wildcampen braucht man aber mehr. Für diese Fälle habe ich einen 10 Liter Wassersack! Wenn der gefüllt is, reicht das für Waschen, Kochen, Abwasch und Kaffee am nächsten Morgen.
Schöne Grüße aus Sultanahani
Uwe
Danke, lieber Hanno! Kannst gerne nachkommen. Hole dich auch am Flughafen ab, zum Beispiel in Kaisery! ;-))
Lieben Gruß
UWE
Ach so: Eingeladen wurde ich auch schon reichlich. Neulich saß ich in einem Restaurant und wollte nach dem Essen bezahlen, da sagte mir der Kellner, es sei schon bezahlt. Ein deutscher Türke aus Haiger hatte meine Rechnung übernommen und war gegangen. Ich konnte ihm gerade noch eine Dankeschön hinterher rufen!
Tee und andere Getränke bekomme ich laufend spendiert!
Schöne Grüße
Uwe
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