Dienstag, 30. August 2016

Im "wilden" Kurdistan

Nun befinden wir uns im "wilden" Kurdistan - allerdings im weitgehend friedlichen Norden. Heute sind wir 100 Kilometer am Euphrat entlang gefahren. Dank eines kräftigen Rückenwindes und einer überwiegend flachen Strecke haben wir nur gut vier Stunden gebraucht.

Die heutige Etappe von Erzincan nach Tercan war recht kurzweilig. Es gab einiges zu sehen: links und rechts sehr hohe Berge, viele grüne Bäume, auch Felder, kleine Dörfer. Außerdem kamen wir einer Trinkwasserquelle vorbei. Das ganze bei sehr geringen Steigungen, was uns sehr gewundert hat. Laut einer 3D-Berg-App sollten wir eigentlich mehr als 750 Höhenmeter überwinden. Es waren gerade 350 Meter.

Am Euphrat entlang zu radeln, war für mich ein erhabenes Gefühl. Der Euphrat, den ich bisher nur aus dem Geschichts- bzw. Religions-Unterricht und aus den Nachrichten kannte! Mit 2736 Kilometer der längste Fluss Vorderasiens! (Zum Vergleich: der Rhein ist gerade mal 1240 Kilometer lang) Jener Fluss, der zusammen mit dem Tigris das Zweistromland im Irak bildet und die sich beide zum Schatt al-Arab vereinen, bevor sie in den Persischen Golf münden. Er ist den ganzen Tag nicht von unserer Seite gewichen - allerdings fuhren wir entgegen der Fließrichtung, also aufwärts.

Hier ein paar Eindrücke von unterwegs.








Gedämpfte Stimmung 


Die Stimmung in unserem deutsch-französischen Zwei-Mann-Team war heute allerdings stark gedämpft. Der Grund: Jean-Louis Nichte, 35 Jahre alt und Mutter zweier kleinen Kinder, hat einen bösartigen Tumor im Kopf. Sie wird in den nächsten Tagen von einem Experten in Hannover operiert. Die Heilungsaussichten stehen nicht zum besten, da der Tumor schon ziemlich groß und die OP deshalb sehr riskant ist. Jean-Louis sagt, die Erfolgschancen sind denkbar gering. Seine ganze Familie ist niedergeschlagen. Er bekommt laufend Nachrichten und Anrufe und klingt bei jedem Gespräch trauriger. Die Kinder sind gerade mal drei Jahre bzw. fünf Monate alt. Mir kommen beim Schreiben auch die Tränen.

Außerdem haben mich heute schon wieder Sitzprobleme gequält. Es tut inzwischen ziemlich weh, den ganzen Tag auf dem Sattel zu sitzen. Keine Angst, ich gehe nicht ins Detail. Nur so viel: In Erzurum werde ich versuchen, die wunde Haut über meinen Sitzknochen wieder aufzupeppeln. Wir müssen ohnehin einige Tage pausieren, weil Jean-Louis auf einen Freund wartet. Der will am 4. September zu uns stoßen und Jean-Louis bis nach Vietnam begleiten.

Außerdem bemüht sich Jean-Louis noch um sein Iran-Visum. Eine Reiseagentur, die ihm das Visum besorgen wollte, hat ihn offenbar geprellt. Nun versucht er es mit einer anderen Agentur. Ich bin gespannt, ob das noch klappt.

Reinfall beim Sümela-Kloster


Unser Ausflug an die Schwarzmeerküste endete übrigens mit einem bösen Reinfall. Wir sind ja mit Bus nach Trabzon gefahren, um das Sümela-Kloster zu besuchen. Es ist ein Bergkloster, das an einer Steilwand hängt. Als wir unser Hotel in Trabzon bezogen hatten, buchten wir sogleich eine Exkursion dorthin. Als es Montagmorgen losgehen sollte, hieß es plötzlich, das Kloster sei geschlossen - wegen Restaurierungsarbeiten. Schon seit zwei Jahren! Die Exkursion haben wir nach einigen Diskussionen dennoch mitgemacht, um wenigstens von Ferne ein Foto zu schießen.







Abgesehen von diesem Reinfall, hat uns der ganze Ausflug nach Trabzon dennoch gefallen. Die Landschaft um Trabzon ist sehr schön. Es ist sehr bergig und sehr grün - und erinnert insgesamt sehr an die Schweiz oder Osterreich. Allerdings waren zehn Stunden Busfahrt (hin und zurück) schon  ziemlich anstrengend.

Hier noch ein paar Bilder aus Trabzon, darunter auch von der Villa, in der Atatürk eine zeitlang wohnte. Die letzten Fotos sind aus Erzincan bzw. aus der Umgebung; sie zeigen die beeindruckende Berglandschaft rund um Erzincan.










2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Uwe,

beim Lesen Deiner Reiseerlebnisse kann man neidisch werden. Auch die Fotos sind beeindruckend und machen Lust auf ähnliche Abenteuer.

Wie hast Du eigentlich die Weiterreise nach dem Iran geplant. Fährst Du durch Pakistan?

Wünsche Dir weiterhin eine tolle Zeit und eine sichere Weiterreise.

Liebe Grüße aus Köln
Hubert

Uwe hat gesagt…

Lieber Hubert,
ich will von Bandar Abbas mit dem Schiff nach Dubai, fliege von dort nach Thailand, werde dort noch eine Runde mit dem Rad drehen bis meine Frau Ende November nach Thailand kommt und wir dort zusammen drei Wochen Urlaub machen.

Liebe Grüße, Uwe