Nach zweieinhalb Tagen in Eskisehir geht`s am heutigen Sonntag weiter Richtung Kappadokien. Bis dort sind es rund 500 Kilometer. Am nächsten Freitag will ich dort sein. Ich war ein Tag länger in Eskisehir als ich ursprünglich vorhatte. Der Grund: Ich war mit zwei türkischen Reiseradlern verabredet - mit dem einen zu einem Ausflug, mit dem anderen zur Plauderei über Reiseradeln. Leider sagten beide die Verabredung kurzfristig wieder ab - nicht die feine türkische Art.
Bülent, der mir zwei Tage zuvor auf der Landstraße entgegen kam, wollte mit mir in das 50 Kilometer entfernte Sögüt (sprich: Schööüü) fahren. In diesem Städtchen wurde vor Jahrhunderten das osmanische Reich gegündet; zugleich war es lange Zeit die Hauptstadt der Osmanen, bis sie Bursa erobert hatten. Hier liegt auch ein gewisser Ertrugul Gazi begraben, der Vater Osmans I., dem Gründer der Osmanischen Dynastie. Für türkische Nationalisten also ein wichtiger Ort.
Bülent hat den Ausflug dorthin abgesagt, weil Regen angekündigt war. Das war für mich kein Grund - deshalb bin ich dann alleine nach Sögüt und zurück geradelt (1200 HM). Um es kurz zu machen: Das Städtchen ist unspektakulär, das Grab ist in einem kleinen Haus zu besichtigen. Da es nur türkische Erläuterungstexte gab, kann ich keine Details berichten. Außerdem gibt es noch einige ältere Moscheen, die ebenfalls historisch bedeutsam sind. Ach so: geregnet hat es genau zehn Minuten wie aus Eimern. Da saß ich in einem Restaurant. Ansonsten fielen nur ein paar Tropfen. Halb so wild.
Mit dem zweiten Türken, Necati, war ich am Nachmittag verabredet. Der Kellner des Travellers Cafe hatte uns am Freitag miteinander bekannt gemacht. Necati und seine Frau waren voriges Jahr rund um die Baltische See geradelt. Er hatte mir seinen Tumblr-Blog gezeigt und wollte sich mit mir noch einmal treffen, um sich über Radreisen auszutauschen. "Na klar", sagte ich und freute mich auf Tipps für mögliche neue Reiseprojekte. Als ich vom Ausflug wiederkam, trudelte die SMS ins Handy, dass er leider absagen müsse, weil er am Vortag so viel getrunken habe, dass es ihm nun zu schlecht gehe. "That`s a pity. Get well soon", antwortete ich und war echt enttäuscht.
Ansonsten hat mir Eskisehir aber gut gefallen. Es ist nicht nur die größte Stadt Anatoliens, sondern auch eine sehr moderne Metropole mit fast 800.00 Einwohnen. Weite Teile der Innenstadt sind für den Autoverkehr gesperrt. Es gibt also ausgedehnte Fußgängerzonen mit unzähligen Boutiquen, Handy-Läden, Bäckereien, Köftecisis (Bullettenbratereien), Bars und natürlich Teestuben. Außerdem verkehren sehr moderne Straßenbahnen durch die Innenstadt. Uns etwas außerhalb gibt es einen großen Park mit einem ungeöhnlichen Freibad (Foto). Ich habe die Tage genutzt, um Klamotten zu waschen und ein bisschen Schlaf nachzuholen.
Wohin mich die heutige Etappe führt, weiß ich noch nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich in den nächsten Tagen Internet haben werde. Möglicherweise werde ich wild campen müssen, wenn es keine Hotels gibt und sich auch sonst keine Übernachtungsgelegenheiten ergeben. Spätestens melde ich mich aus Göreme wieder.
3 Kommentare:
Hi Uwe, gerade aus dem Urlaub zurück (leider ohne WLAN) habe ich erst jetzt deine jüngeren Erlebnisse nachlesen können. Man radelt offensichtlich nicht so einsam durch die Gegend, wie man es hier fälschlicherweise denken könnte. Wirklich einmalig fand ich deinen Bericht der wundersamen Rettung bei drohender Erschöpfung + folgender Freiluft-Verpflegungs-Party. Das waren bestimmt ganz besondere Momente so eine Gastfreundschaft zu erfahren!! Prima auch, dass dein Dynamo-Problem gelöst wurde - merkst du den Unterschied zu dem vormals verbauten "Kraftwerk"? Was mich einmal generell interessieren würde: wie klappt denn die Verständigung mit den Einheimischen - Ich kann mir nicht vorstellen, dass z. Bsp. jeder Englisch spricht. Im Namen aller hier wünsche ich dir weiterhin eine gute Reise mit vielen schönen Erlebnissen - freue mich schon auf deine kommenden Berichte. Sportliche Grüße, Uli + Family
Hi Uli,
danke für deinen Kommentar! Ich habe jetzt einen Shimano-Dynamo. Was die Effizienz angeht, soll er ähnlich wie der SON-dynamo sein, allerdings soll er nicht so dauerhaltbar sein wie der SON. Nun ja, dass der SON so schnell kaputt gegangen ist, spricht nicht wirklich für ihn. Beim Fahren merke ich keinen Unterschied. Was die Verständigung angeht, so bin ich wirklich überrascht, wie wenig Türken wenigstens ein bisschen Englisch sprechen. Allerdings kann ich auch kein Türkisch. Mit Google-Übersetzer kommt man aber ganz gut parat. Und wenn nicht, taucht oft jemand auf, der doch ein bisschen Englisch kann. Der Hilfsbereitschaft tun die Verständigungsprobleme aber keinen Abbruch. Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Urlaub und habt euch gut erholt.
Lieben Gruß
Uwe
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