Montag, 19. September 2016

Auf dem Weg nach Isfahan

Seit einer Woche bin ich nun wieder allein unterwegs. Ich hatte es in meinem letzten Artikel ganz vergessen, zu erwähnen. Jean-Louis und Bernard sind von Tabriz aus zum Schwarzen Meer aufgebrochen; und ich bin durch das Landesinnere nach Süden gefahren. Seit gestern bin ich in Zanjan, also quasi an der Hauptverbindungsstraße nach Teheran. Von hier gehts in den nächsten vier bis fünf Etappen weiter nach Kashan und Isfahan.



Gestern bin ich die bisher längste Etappe der ganzen Tour gefahren - 145 Kilometer von Bijar nach Zanjan. Dabei musste ich auch 1250 Höhenmeter überwinden. Zum Schluss war es auch noch ziemlich windig. Ich war also ganz schön fertig, als ich um 18 Uhr endlich in Farids Wohnzimmer auf dem Sofa saß.

Hier ein paar Bilder von unterwegs:







Farid ist Warmshower-Aktivist, d.h. er gewährt Reiseradlern bei sich kostenlose Unterkunft, was im Iran eigentlich verboten ist. Ich werde bis morgen bei ihm blieben. Farid ist 35 Jahre alt und mit Sahar verheiratet. Sie haben eine sehr süße Tochter Aylin - sie ist fünf. Nachdem ich geduscht hatte, haben wir gestern "Mensch" gespielt - so heißt hier unser "Mensch-ärgere-dich-nicht". 




Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft dieser jungen Familie ist kaum zu überbieten. Farid ist mir sogar 50 Kilometer mit dem Auto entgegen gekommen und hat mir alle Gepäcktaschen abgenommen. Das war über die schlimmsten Steigungen am Schluss eine tolle Erleichterung. Am Abend bekam ich sehr leckere iranische Gerichte serviert. Es gab erst eine Milch-Geflügelsuppe und anschließend ein Grünkohlgericht mit Fleisch und dazu Reis. Alles war sehr schmackhaft und gut gewürzt. Am späten Abend, ich war wirklich schon sehr müde, sind sie dann mit mir noch auf einen Berg vor die Stadt gefahren, um mir die Zanjan bei Nacht von oben zu zeigen. 



Die Etappen an den Tagen zuvor und auch die Etappenorte waren unspektakulär. Ich bin die meiste Zeit durch eine ziemlich öde, menschenleere Landschaft geradelt. Ich musste in ziemlich teuren Hotels absteigen, da ich keine Warmshowers-Gastgeber fand. 30€ für eine Übernachtung ist für iranische Verhältnisse sehr teuer. Da ich hier auch kein Geld am Automaten ziehen kann, muss ich aufpassen, dass mir das Geld nicht ausgeht, bevor ich in Bandar Abbas bin.

Das einzige Berichtenswerte der letzten Tage war mein Besuch der früheren Tempelstätte Takht-e Soleyman. Das ist eine sehr alte Heiligenstätte der vor-islamischen Staatsreligion in Iran, des Zoroastrismus. Die Anlage wurde später von anderen Herrschern mehrfach umgebaut, ist aber noch relativ gut erhalten. Dazu gehört auch ein Kraterberg, der eine phantastische Aussicht über das ganze Tal bietet.






Am Fuße des Tempels wurde ich von einer türkischen Familie zum Picknick eingeladen. Das war natürlich auch sehr nett. Obwohl sie kaum Englisch sprachen, haben wir uns eineinhalb Stunden unterhalten und zusammen gespeist. Es gab Hühnchen mit Reis, dazu Tee und eisgekühlte Ayran.





Morgen geht es also weiter Richtung Südosten. Der nächste Zielort heißt Takestan, rund 200 Kilometer vor Teheran. Um die Hauptstadt mache ich aber einen großen Bogen und fahre direkt nach Süden, nach Saveh und dann weiter nach Kashan und Isfahan. Von dort aus will ich Ende September  mit dem Bus für zwei Tage nach Teheran reisen.
  

6 Kommentare:

Matthias Steffen hat gesagt…

Hallo Uwe liebe Grüße Von Matthias (Steffen)

Vor einger Zeit sagte ich zu meiner Mutter, ich will mal zur Ostsee radeln. Daraufhin sagte sie, du der Uwe radelt gerade nach Thailand :)
Nicht schlecht, aber das ist ganz großes Abenteuer. Beeindruckend deine Reiseberichte und tolle Erlebnisse. Motiviert seine Ziele weiter zu stecken ;)
Von Anja hab ich den Link bekommen und bin auch begeisterter Leser deines Blogs geworden.

Gute Fahrt noch und freu mich auf weitere spannende Geschichten und Fotos von dir.
Matthias

Uwe Beer hat gesagt…

Lieber Uwe,

Sehr schöne Geschichten und Fotos aus dem Iran. Da ich auch einen Freund aus dem Iran habe, kann ich die Gastfreundschaft und die Menschlichkeit gut nachvollziehen.
Ich habe noch eine Frage: musstest du an deinem Rad Verschleißteile austauschen?

Viele Grüße aus BAM
Uwe

Kristina hat gesagt…

Lieber Uwe,
ich denke, das "Gruenkohlgericht" war Ghormeh Sabzi, ein sehr aufwändiger Eintopf aus Unmengen von klein gehackten Kräutern, den es nur zu besonderen Anlässen gibt - da kannst du dir also etwas drauf einbilden!
Liebe Grüße
Kristina

Uwe hat gesagt…

Hi Kristina, da könntest du recht haben! Ich konnte mir den Namen nicht merken. Sie hat wohl ziemlich lange dafür in der Küche gestanden. Ich fühle mich nun umsomehr geehrt. Danke für die Aufklärung!

Liebe Grüße, Uwe

Uwe hat gesagt…

Danke, lieber Matthias! Schön, dich unter meinen Followern zu wissen. Ich hoffe, es geht dir gut? Bis bald!
Lieben Gruß, Uwe

Uwe hat gesagt…

Hallo Uwe,

Ich habe bisher zwei Schläuche austauschen müssen. Ein wurde vom Feldgenband durchgescheuert; das Loch war einer langer Schlitz, der sich nicht flicken ließ! Den zweiten, weil ein Flicken nicht richtig gedichtet hat und ich den Flicken nicht mehr abbekam. Außerdem habe ich mittlerweile zwei Mal die Kette gewechselt; die erste Kette hatte aber zum Start der Tour schon 1500 KM runter! Ansonsten wurde ein Nabendynamo gehimmelt und vier Kettenblattschrauben gingen fliegen.
Schöne Grüße, Uwe