Montag, 26. September 2016

In und um Kashan



Nach zwei Ruhetagen in und um Kashan bin ich heute nach Natanz weitergeradelt (87 KM, 1110 Höhenmeter). Die Fahrt heute wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben, obwohl sie keine besonderen Attraktionen bot. Doch dazu später mehr. Erstmal ein kurzer Rückblick auf die schönen Tage in Kashan.

Kashan hat Einiges zu bieten. Die meisten Touristen aus dem Ausland bleiben nur einen Tag auf dem nach Isfahan. Dadurch verpassen so manche Sehenswürdigkeit.

Da wären zum einen die alten "traditionellen Häuser", die zumeist von reichen Kaufleuten gebaut wurden. Es sind in Wirkleichkeit wunderbare Paläste mit sehr vielen Räumen und einer ausgeklügelten Architektur. Die Häuser sind im Besitz der Stadt und wurden sehr aufwändig restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Leider werden in den Häusern selbst nur wenige Erklärungen geboten. Deshalb stammt mein Wissen über sie hauptsächlich aus meinem Loonely Planet-Reiseführer.

Aber seht selbst, wie schön sie sind:










Die nächste Attraktion ist der Garten Fin. Das ist ein historischer persischer Garten, der erstmal im 14. Jahrhundert für einen Schah angelegt wurde. Er ist einer von neun persischen Gärten im Iran, die von der UNESCO 2011 als besonders schützenwertes Weltkulturerbe eingetragen wurden. Der Garten ist mit rund 480 sehr alten Zedern bepflanzt, die reichlich Schatten spenden und für ein sehr angenehmes Klima in der ansonsten heißen Stadt sorgen. Natürlich hat der Garten ein ausgeklügeltes Bewässerungsystem, sonst wären all die Bäume und Pflanzen in der trockenen Hitze kaum am Leben zu erhalten.






Dann ist da noch der schöne Basar von Kashan. Er ist nicht der größte Irans, aber ist sicher einer der schönsten. Besonders schön sind die früheren Lagerhallen und Bäder, die jetzt als Teestuben, Cafés und Restaurants genutzt wurden. Mein persönliches Highlight war der Besuch auf dem Dach des Basars, von wo ich einen wunderbaren Ausblick über die Stadt hatte und den Sonnenuntergang fotografieren konnte.







Schließlich bietet auch die Umgebung von Kashan einige interessante Sehenswürdigkeiten. An einem Tag war ich in einem alten Dorf namens Abyaneh, in dem die wenigen verbliebenen Menschen noch ein sehr traditionell leben. Die Häuser sind aus Lehm gebaut und die alten Menschen sprechen einen Farsi-Dialekt, der woanders im Iran nicht mehr gesprochen wird.







Ein weiteres Highlight war ein halbtägiger Ausflug in die Wüste. Auf dem Weg dorthin haben wir eine Jahrhunderte alte unterirdische Stadt besichtigt. Sie wurde vor einigen Jahren zufällig beim Bau eines Hauses entdeckt. Die Stadt geht über drei Etagen bis zu 40 Meter tief unter die Erde. Nur die oberste Etage ist für die Öffentlichkeit zugänglich; in den darunter liegenden wird noch gegraben und geforscht. Die Forscher glauben, noch Einiges zu entdecken. Offenbar handelt es sich um eine unterirdische Schutzanlage, in der sich die Menschen vor Angreifern in Sicherheit gebracht haben. Kashan war über Jahrtausende ein wichtiger Handelsplatz an der Seidenstraße und wurde wegen seiner strategischen Bedeutung oft angegriffen und erobert.





Und hier die Fotos aus der Wüste, die eigentlich für sich selbst sprechen. Die Karanwanserei ist rund 400 Jahre alt. Sie wurde vor einigen Jahren restauriert und wird jetzt für Touristen als Ausflugsort genutzt.








Und nun noch ein paar Sätze zur heutigen Etappe. Sie fing mit einer freudigen Überraschung an: Kaum war ich zehn Kilometer unterwegs, sah ich vor mir einen weiteren Reiseradler. Es war Hartmut Petter aus Ostelbien in der Nähe von Drömitz. Er ist 68 Jahre alt und ebenfalls auf dem Weg nach Isfahan.




Wir waren gerade 30 Kilometer zusammen geradelt, als wir von zwei Soldaten angehalten wurden. Sie fragten, wo wir hin wollten, wollten unsere Pässe sehen und fotografierten uns. Sie interessierten sich besonders für meinen Garmin. Ich musste einem Soldaten die Karte zeigen, mehrmals rein- und rauszoomen. Dann telefonierte er mit jemandem, wobei immer wieder das Wort GPS fiel. Schließlich durften wir weiterfahren. Sie ermahnten uns, wir dürften die nächsten fünf Kilometer keine Fotos machen.

Zwei Kilometer später hielten sie uns wieder an. Sie forderten uns auf, die Fahrräder auf den Pick-up zu verladen, und sagten, sie würden uns einige Kilometer weiter bringen - aus Sicherheitsgründen! Als hängten wir die Taschen ab, stellten die Räder auf die Ladefläche und setzten uns auf die Rückbank. Fotos durfte ich leider nicht machen. Auf den nächsten Kilometern sahen wir viele Sicherheitskräfte auf Motorrädern und in Autos die Straße entlang fahren. Neben der Straße sahen wir außerdem mehrere Stellungen mit gen Himmel gerichteten Flugabwehrkanonen, versteckt unter Tarnnetzen.

Nach zehn Kilometern wurden wir wieder abgesetzt Und durften weiter radeln. Die Soldaten alfen uns beim Abladen, entschuldigten sich für die Unannehmlichkeiten und verabschiedeten sich noch sehr höflich. Im Reiseführer fand ich hinterher die Erklärung: Zwischen Kashan und Natanz befindet sich eine unterirdische Uran-Anreicherungsanlage! Alles klar!

5 Kommentare:

Uwe Beer hat gesagt…

Hallo Uwe,

klasse Geschichte und super schöne Bilder!
Es ist ja unglaublich, wie viele Menschen du unterwegs auf dem Drahtesel antriffst.

Viel Spaß noch:-)
Uwe

Anonym hat gesagt…

Hut ab ! Eindrücke eines Landes abseits der Tagesschau. ��
Gruß
Uwe S.

RoseMadder hat gesagt…

Ein wunderbares Abenteuer. Nicht viele Menschen wagen so ein Erlebnis.
Ich finde es super, dass du diese Reise unternimmst. Da können die Enkel noch ihren Enkeln von erzählen.
Alles Gute weiterhin.

RoseMadder hat gesagt…

Ein wunderbares Abenteuer. Nicht viele Menschen wagen so ein Erlebnis.
Ich finde es super, dass du diese Reise unternimmst. Da können die Enkel noch ihren Enkeln von erzählen.
Alles Gute weiterhin.

Anonym hat gesagt…

Lieber Uwe,

120 Tage - das ist doch irgendwie ein "Jubiläum", also wird es Zeit, dass auch ich mich als begeisterte Leserin Deines Blogs oute und Dich beglückwünsche, zur famosen sportlichen Leistung und den so facettenreichen und abenteuerlichen Erlebnissen. Die nächste Reise kannst Du übrigens per Crowdfunding finanzieren - so viel Spaß macht es, dank Bild und Text an Deiner Fahrt teilzuhaben.
Viele Grüße aus Brühl (und übrigens auch wieder aus "meinem" Büro),
Henrike