Nach vier Ruhetagen in Erzurum sind wir gestern zu den letzten Etappen bis zum Iran aufgebrochen. Heute sind wir in Agri angekommen, einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern rund 150 Kilometer vor der iranischen Grenze. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich aufgeregt angesichts der Tatsache, dass wir in zwei Tagen in den Iran einreisen.
Die wichtigste Neuigkeit: Wir sind jetzt zu dritt unterwegs. Am Sonntag ist Bernhard-Henry, ein Freund von Jean-Louis, zu uns gestoßen. Bernhard ist 64 Jahre alt und wohnt in Annecy in den Hoch-Savoyen. Er ist ebenfalls Radsportler. Die beiden haben sich durch eine Suchanzeige von Jean-Louis kennen gelernt, mit der er Mitfahrer gesucht hat. Nun begleitet Bernard Jean-Louis bis nach Vietnam.
Sie werden von Teheran nach Neu Dehli fliegen, von dort nach Katmandu radeln, dann wieder zurück nach Indien bis nach Myanmar, durch Myanmar und Thailand nach Kambodscha und Vietnam. Ich hatte zwischendurch mal überlegt, ob ich die beiden ebenfalls begleiten soll. Indien, Nepal, Myanmar - das wäre natürlich sehr spannend.
Ich habe mich aber schweren Herzens dagegen entschieden. Vor allem weil deren Etappenplan nicht zu meinem Zeitplan passt. Ich bin ja am 27. November mit meiner Frau in Phuket verabredet. Da radeln Jean-Louis und Bernhard noch in Indien herum. Außerdem habe ich gelesen, dass Indien mit dem Fahrrad wirklich kein Vergnügen ist, jedenfalls die Nordost-Ecke nicht, durch die die beiden radeln werden. Also, abgehakt.
Das Radeln mit den beiden ist indes sehr angenehm. Gestern sind wir von Erzurum nach Horasan geradelt. Nach einem kurzen Anstieg auf 2000 Meter direkt hinter Erzurum ging es nur noch bergab bzw. auf flacher Strecke nach Horasan. Dank eines kräftigen Rückenwindes kamen wir also flott voran, so dass wir schon um 13.30 Uhr im Ziel waren. Heute ging es nicht ganz so schnell. Wir hatten 100 Kilometer mit mehr als 800 Höhenmetern zurückzulegen. Dafür war die Strecke heute schöner als gestern - wie immer, wenn es in die Berge hinauf geht.
Hier ein paar Bilder von gestern und heute:
Da schon einige nachgefragt haben: Mir und meinem Allerwertesten gehen es wieder gut. Habe meine wunden Stellen mit einer Antibiotikum-Kortison-Salbe behandelt. Auch dank der vier Ruhetage in Erzurum ist alles gut verheilt. Bernhard-Henry hat mir außerdem eine Creme mitgebracht, die die Haut ganz gut schützt. Sie ist unter anderem für Radfahrer entwickelt worden. Gestern und heute hat sie mir jedenfalls gute Dienste geleistet.
Noch ein kurzer Rückblick auf unsere Tage in Erzurum: Die Stadt hat mir gut gefallen. Erzurum liegt auf 1950 Meter Höhe und ist umgeben von noch höheren Bergen, die im Winter ideale Schneeverhältnisse zum Skifahren bieten. Deshalb ist Erzurum auch beliebter Wintersportort. Außerdem hat Erzurum eine große Universität mit rund 40.000 Studenten; es leben also viele junge Menschen in der Stadt.
Hier ein paar Bilder aus der Stadt, die allerdings nur wenige echte Sehenswürdigkeiten hat.
Am schönsten war unser Ausflug zum Tortum-See und dem gleichnamigen Wasserfall. Auf dem Weg dorthin sind wir mit dem Bus durch eine phantastische Berglandschaft gefahren. Und auch der Tortum-See ist von hohen Bergen umgeben, die sich bei schönem Wetter wunderbar im Wasser spiegeln. Wir waren wirklich sehr begeistert. Auf dem Rückweg mussten wir übrigens einen Teil der Strecke trampen, weil wir keine Lust hatten, vier Stunden auf den nächsten Bus zu warten.
Hier die schönsten Bilder von unserem Ausflug:
Noch ein Nachtrag, weil ich auch danach schon gefragt wurde: Jean-Louis Nichte ist am Montag in Hannover erfolgreich operiert worden. Die Ärzte konnten 95 Prozent des relativ großen Tumors entfernen. Sie hat die zehnstündige OP gut verkraftet. Der verbliebene Resttumor soll mit einer Chemotherapie bekämpft werde. Erstmal bleibt sie aber noch vier Wochen in Hannover zur Beobachtung. Die Chemo soll dann in Frankreich durchgeführt werden. Sie hat in ihrem Unglück bis jetzt großes Glück gehabt. Jean-Louis und seine ganze Familie sind natürlich sehr erleichtert.
7 Kommentare:
Uwe,
ich wünsche alles Gute im Iran, freue mich auf die kommende Berichte und Reise in Gedanken mit.
Bleib gesund!
Heino
Lieber Uwe, das liest sich alles wirklich toll!!! Freut mich, dass du Company hast jnd dass es euch gut geht! Marion und ich haben uns heute noch am Desk gefragt, wie es dir wohl geht! Liebe Grüße und danke für das Update! In Köln verpasst du rein gar nichts!! Alles liebe Annika
Danke, Heino!
Hi Anni, schön von dir zu hören. Bestell allen schöne Grüße! Der nächste Post lässt nicht so lange auf sich warten. Versprochen!
Liebe Grüße, Uwe
Hallo Uwe,
Du schreibst, dass Jean-Louis Nichte in Hannover in der Klinik liegt, vermutlich weit weg von der Heimat. Ich arbeite die Woche über in Hannover, wenn ich also etwas tun kann, lasst es mich wissen!
Thomas aus Bonn
Hi Uwe, am heutigen Freitag bist du laut Zeitangabe auf der Startseite deines Blogs seit 100 Tagen unterwegs. GLÜCKWUNSCH !!! Gigantisch, wenn man von einem Kontinent in den nächsten radelt. Wünsche dir und deinen Mitfahrern weiterhin eine erlebnisreiche und sichere Fahrt.....und ein kleines PS für die Freunde der Technik: Wie verkraften denn deine 28er Laufräder die bisherigen Strapazen?
Hallo Uwe,
ich wünsche Dir viel Spaß und einen guten Trip mit deinem Bike durch den Iran.
Ich freue mich schon jetzt auf dein Iran Blog:-)
Liebe Grüße
Uwe
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