Montag, 16. Mai 2016

Drei Tage, drei Länder: Letzte Probetour


Kaum zu glauben: Jetzt sind es nur noch wenige Tage, bis wir nach Istanbul aufbrechen. Wir haben das Pfingstwochenende für eine letzte Testfahrt genutzt. Heiko und ich sind mit voll bepackten Rädern, also mit dem gesamten Gepäck, das wir mitnehmen wollen, drei Tage bzw. 270 Kilometer durch die Eifel, Belgien und Luxemburg geradelt. Angesichts des Wetterumschwungs ein ziemlich guter Härtetest für Mensch und Maschine. Hier die Route. 

Am Samstag ging es von Euskirchen nach St. Vith im deutschsprachigen Belgien. Sehr schöne Strecke mit einigen Höhenmetern. In Belgien haben wir erstmals einen der RAVeL-Radwege ausprobiert. Diese Radwege führen auf einstigen Eisenbahntrassen entlang. Das Wegenetz wird derzeit mit Hochdruck ausgebaut. Die Wege sind alle frisch asphaltiert. Und das Schöne ist, dass man auf erhöhten Trassen fernab vom Verkehr durch eine wunderschöne Landschaft dahin gleitet. Das macht Riesenspaß! Sehr zu empfehlen.

Übernachtung auf einem sehr alten Bauernhof!

Eigentlich wollten Heiko und ich in Vielsalm zelten. Wegen des kalten und nassen Wetters haben wir kurzfristig umdisponiert. Glücklicherweise fanden wir über Warmshowers.org kurzfristig noch eine Unterkunft in St. Vith. Aufgenommen hat uns ein sehr junges Ehepaar. Sie ist Flämin aus Antwerpen und er ist Wallone aus Charleroi - ungewöhnliche Kombination! Um fernab von ihren Schwiegermüttern zu sein, haben sie sich von ihrem Erbe einen 200 Jahre alten Bauernhof gekauft, den sie restaurieren wollen. Es war ehrlich gesagt ein ziemlich verfallener Bauernhof. Heiko und ich waren uns einig, dass die beiden keinen Schimmer davon haben, worauf sie sich eingelassen haben. Dennoch, sie waren sehr nett. Und wir waren sehr froh, dass sie uns ein festes Dach über dem Kopf gewährten. Allerdings mit Einschränkungen: Denn als wir ankamen, eröffneten uns unsere Hosts, dass das Klo kaputt gegangen sei und wir unser Geschäft draußen erledigen müssten (!). Glücklicherweise konnten wir aber wenigstes Duschen - wenn auch nur kurz, weil der Boiler nicht ausreichend warmes Wasser hergab. Alles in allem eine ziemlich ungewöhnliche erste Warmshowers-Erfahrung. Leider haben wir vergessen, Fotos zu machen.

Über Luxemburg nach Waxweiler - 2 Grad im Regen!

Als wir am nächsten Morgen aufbrachen, war es zwei Grad kalt und es regnete. Belgisches Hundewetter! Wir fuhren drei Kilometer ins Zentrum von St. Vith, wo wir frühstücken wollten. Nach diesem kurzen Stück war ich schon durchgefroren und nass! Während wir frühstückten, hörte es glücklicherweise auf zu regnen und die Sonne ließ sich kurz blicken. Auf ruhigen Landstraßen und durch kleine Dörfer gelangten wir nach Luxemburg an die Our. Es regnete nur noch zweimal für ein paar Minuten. Und Gott sei Dank wurde es wärmer. An der Our ging es auf der malerischen Uferstraße auf luxemburgischer Seite bis nach Stolzemburg und dann auf  der deutschen Seite sehr steil bergauf bis nach Waxweiler. Das ist ein nettes kleines Eifel-Städtchen an der Prüm. Das Abendbrot schmeckte nach 95 Kilometern und 1300 Höhenmetern köstlich.

Von Waxweiler zurück nach Euskirchen

Am dritten Tag ging es zurück nach Euskirchen. Auf dem Prüm-Radweg gelangten wir rasch in die „Eifel-Metropole“ Prüm, dessen bekanntestes Wahrzeichen eine große Abtei ist. Erstaunlicherweise wurde das Wetter richtig schön und die Sonne ließ das Thermometer in meinem Garmin auf 14 Grad steigen. Obwohl wir in der Gegend schon einige Male unterwegs waren, lernten wir viele neue Wege kennen. Über Ormond, vorbei am Kronenburger See fuhren wir über Baasem, Dahlem und Blankenheim in Richtung Münstereifel – wieder mit einigen hundert Höhenmetern.

An einem Anstieg kurz vor Dahlem erreichte mich dann der Anruf meines Schwiegersohnes: Er eröffnete mir, dass ich soeben zum vierten Mal Opa geworden sei. Meine Tochter habe kurz zuvor in einer rasanten Geburt ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Wie schön! Ich bin überglücklich. Die Kleine heißt Marla Penelope.

Nach einer kleinen Pause in Eichescheid musste ich mich plötzlich richtig beeilen, um meinen Zug nach Bonn zu bekommen. Ich trat wie ein Irrer in die Pedalen und erreichte den Zug gerade noch rechtzeitig – völlig durchgeschwitzt, aber ziemlich stolz darüber, dass ich trotz Gepäck noch so ein Tempo fahren konnte.

Fazit: Alles richtig gemacht – es kann losgehen!

Das Ergebnis der Testtour fällt alles in allem positiv aus. Mein Gepäck wiegt um die 25 Kilogramm. Das ist ein guter Wert, finde ich. In allen Taschen ist sogar noch etwas Platz für Lebensmittel. Und: Ich komme auch mit dem ganzen Gepäck ziemlich steile Anstiege hinauf. Das beruhigt,  auch wenn es natürlich deutlich langsamer geht als mit dem Rennrad. Auch Heiko war mit der Probetour zufrieden. Wir konnten noch ein paar wichtige Erkenntnisse hinsichtlich des Gepäcks gewinnen. Jetzt haben wir noch genau zwei Wochen Zeit für das letzte Feintuning bis zur Abfahrt.

Nur noch zwei Wochen! WAHNSINN!

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