Samstag, 12. November 2016

Dies und das in Myanmar

Ich bin zurzeit in Maungmagan. Das ist ein kleiner Ort nordöstlich von Dawei. Maungman bedeutet auf burmesisch "wo die Konkubinen baden"! Zu dem Ort gehört also ein traumhaft schöner Sandstrand, ca. zehn Kilometer lang. Auf der Rückseite steht eine Reihe Kiefern, in deren Schatten einige Restaurants und Imbissbuden auf Kundschaft warten. Sie servieren sehr leckere Seafood-Gerichte. Hier mache ich zwei Ruhetage und relaxe am Strand.


Das ist auch eine gute Gelegenheit, hier mal einige Themen anzusprechen, die ich in meinen Tourberichten bisher noch nicht unterbringen konnte.

Hotels: Mit Hotels ist es so eine Sache in Myanmar. Als Ausländer darf man nur in speziell lizensierten Hotels absteigen. Welche Bedingungen diese erfüllen müssen, um die Lizenz zu bekommen, habe ich noch nicht herausbekommen. Bisher hatte ich noch keine Probleme, entsprechende Hotels für Ausländer zu finden.



Das dürfte auf den nächsten Etappen Richtung Süden aber schwieriger werden. Bis zur nächsten größeren Stadt, Myeik, sind es 260 Kilometer. Dazwischen gibt es nur Dörfer und sehr kleine Städte, die allenfalls Gasthäuser für Einheimische haben. Mal schauen, ob ich da unterkomme. Wenn nicht, kommen nur noch Klöster in Frage. Denn...

Zelten: Ist in Myanmar verboten. Ehrlich gesagt habe ich auch keine große Lust im Dschungel zu campen. Zum einen, weil ich nach dem Radfahren dermaßen verschwitzt bin, dass ich mir nicht vorstellen kann, mich ungeduscht schlafen zu legen. Zum anderen, ist die Gefahr durch giftige Schlangen nicht zu unterschätzen. Myanmar hat die meisten giftigsten Schlangen. Und Johan, ein einheimischer UNHCR-Mitarbeiter aus Mawlamyaing, meinte, es gebe jedes Jahr viele hundert Tote durch Schlangenbisse. Nur die großen Krankenhäuser in den Städten hätten Seren vorrätig. Er hat mir davon abgeraten, zu zelten.

Hunde: In keinem anderen Land auf meiner Tour habe ich so viele wilde Hunde gesehen wie hier in Myanmar. Die Hunde gehören niemand und genau das ist das Problem: Die meisten sehen ziemlich krank und zerschunden aus. Man sieht ihnen an, dass sie voller Ungeziefer sind. Viele haben zudem Bisswunden oder laufen nur auf drei Pfoten. Zum Glück sind sie harmlos. Sie rennen sogar weg, wenn man auf sie zugeht. Dennoch möchte ich ihnen nicht zu nahe kommen, weil ich Angst habe, irgendein Ungeziefer könnte zu mir herüber springen.

Betel-Nuss: Die Myanmarer lieben es, auf Betelnüssen herum zu kauen. Die in würzige Blätter  eingewickelten Betelnüsse sind ein stimmungsaufhellendes und leicht aufputschendes Genussmittel. Und dieses kauen sie immer und überall - morgens, mittags und abends. Unübersehbares Zeichen dieser Sucht sind die roten Flecken auf den Straßen und Bürgersteigen, die aussehen, als sei dort jemand schwer verletzt worden und verblutet. Tatsächlich hat sich dort jemand seines von der Betelnuss rotgefärbten Speichels entledigt.




Einige umsichtige Myanmarer spucken ihren Speichel immerhin in kleine Tütchen und entsorgen diese im Müll. Aber das sieht man relativ selten. Die meisten spucken dort aus, wo sie gerade stehen, sitzen oder arbeiten. Zweite Folge dieser Sucht: Das Lachen vieler Myanmar, vor allem der Männer, sieht gar nicht gut aus. Denn dabei kommen blutig rote Zähne zum Vorschein, die oftmals nur noch Stummel sind. Nein, das sieht nicht schön aus. Ich habe die Betelnuss einmal probiert - und sie umgehend wieder ausgespuckt, noch bevor sich der Speichel rot verfärbt hatte. Es hat eklig geschmeckt.  



Gastfreundlichkeit: Die Myanmarinnen und Myanmarer sind sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Ich habe bisher mit ihnen jedenfalls nur gute Erfahrungen gemacht. Viele freuen sich, dass Touristen in ihr Land kommen. Etliche begrüßen mich mit "Hi" oder "Hello" aus dem Auto heraus oder im Vorbeigehen. Mehr aber leider auch nicht. Das Problem ist natürlich die Verständigung. Nur wenige sprechen ausreichend gut Englisch; und ich kann leider auch kein Burmesisch. Ich denke, das ist der Hauptgrund für die Zurückhaltung vieler Myanmarer. Hinzu kommt, dass die staatliche Propaganda die Bevölkerung vor einigen Jahren noch vor Fremden gewarnt und zur Wachsamkeit ermahnt hat. Kurzum: Man kommt hier nicht so leicht mit Einheimischen in Kontakt wie zum Beispiel im Iran. Wenn man allerdings gut englisch sprechende Myanmarer trifft und mit ihn ins Gespräch kommt, merkt man schnell wie offen und warmherzig sie sind.

In Thahton zum Beispiel habe ich Johan, den UNHCR-Mitarbeiter, kennen gelernt. Wir haben ein Bier getrunken und verabredet, uns in seiner Heimatstadt Mawlamyaing wieder zu treffen. Als ich dort ankam und mich bei ihm meldete, verabredeten wir uns zum Abendessen an der Uferpromenade. Am nächsten Abend hat er mich und noch drei Holländer zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen. Seine Frau Marie Ann hat einige burmesische Gerichte gekocht, darunter eine sehr leckere Suppe mit Garnelen, und Johan hat für uns Gambas, Tintenfisch und Schweinerippchen gegrillt. Das war ein sehr netter Abend und wir haben viel über Myanmar erfahren, zum Beispiel einiges über die Flüchtlinge in Thailand, über die Armut im Land und über Aufbruchsstimmung.



Busfahren: Meine erste Busfahrt in Myanmar von Thanbyuzayat nach Dawei verlief recht entspannt. Danach sah es zunächst aber nicht aus. Statt des erwarteten Reisebusses fuhr nämlich nur ein Minibus für rund zehn Passagiere vor. Das rief in mir schlimme Erinnerungen an eine Busfahrt in einem überladenen Minibus in Thailand wach. Dort wurden 15 Leute (darunter Konny und ich) plus reichlich Gepäck in einen Bus für höchstens zehn Fahrgäste hineingequetscht. Zudem fuhr der Fahrer dauerhaft viel zu schnell, weil er in Zeitverzug geraten war und einige Fahrgäste die Fähre nach Ko Samui kriegen mussten. Diese Fahrt war der reinste Horror.

Ganz anders dagegen die Fahrt in Myanmar: Der Bus kam eine halbe Stunde zu spät - kein Problem. Mein Fahrrad wurde zusammen mit den Gepäcktaschen fachmännisch auf dem Dachträger fixiert - es trug nicht mal einen Kratzer davon. Ich bekam einen guten Platz zugewiesen, bei dem ich sogar meine Beine ausstrecken konnte. Und zehn Minuten nachdem ich eingestiegen war, gab es die erste halbstündige Rast. Der Fahrer fuhr sehr umsichtig. Interessant zu beobachten waren die Überholmanöver: Da der Bus das Lenkrad auf der rechten Seite hatte und der Fahrer dadurch den Gegenverkehr nicht sehen konnte, musste ihm sein Busjunge immer Bescheid geben, wann er ausscheren konnte. Die ganze Fahrt über schwirrten also Kommandos durch den Bus: "Warten!", "Warten!" "Jetzt!" (Frei übersetzt) Schließlich kamen wir mit zweistündiger Verspätung in Dawei an.


1 Kommentar:

Jakobsweg 2021 hat gesagt…

Hallo Uwe,

Deine Berichte lesen sich super und ich freue mich, dass Du weiterhin keine nennenswerten Probleme hast. Myanmar steht auch noch auf meinem Programm. Ich bin jetzt noch bis heute Abend in Dubai, um 0.30 Uhr geht mein Flieger nach Thailand.

Ich vermisse den Iran jetzt schon, die trubeligen Basare und das Leben auf den Straßen und natürlich die Gastfreundschaft. Bin sehr gespannt, wie es im Oman sein wird.

Liebe Grüße und weiterhin "Kette rechts"
Anja (die Radlerin aus Shiraz)