Für den Blog blieb auch deshalb wenig Zeit, weil ich von Maungmagan nach Myeik zwei lange anstrengende Etappen zu überwinden hatte. Zwischen beiden Orten lagen 260 Kilometer. Es gibt in der Region nur zwei größere Orte, von denen nicht wußte, ob ich dort auch Hotels für Ausländer finden würde.
Meine erste Begegnung mit einem Immigration-Officer
Zur ersten Etappe von Maungmagan nach Palauk bin ich früh um 6 Uhr aufgebrochen, um die 135 KM vor Sonnenuntergang zu schaffen. Ich kam auch gut voran. Es war eine recht schöne, verkehrsruhige Strecke. In jedem Dorf wurde mir aus jeder zweiten Hütte zugerufen: Minglaba! Hello! Bye-bye! Das war sehr schön zu erleben. Ab Kilometer 60 wurde die Straße immer schlechter und es wurde immer bergiger. Ich habe es dennoch bis kurz nach 14 Uhr bis nach Palauk geschafft. In einem Restaurant fragte ich dann meinen Tischnachbarn, ob es ein Hotel oder andere Übernachtungsmöglichkeiten in Paulak gebe. Er griff sofort zum Telefon, offensichtlich um etwas zu organisieren. Ich war erfreut und sah mich schon bei jemandem privat unterkommen. Doch Pustekuchen: Der freundliche Herr hatte den örtlichen Immigration-Officer angerufen.
Nach einer Stunde kam ein smarter junger Mann in Uniform und teilte mir mit, dass ich in Paulak nicht bleiben könne, da es kein Hotel für Ausländer gebe. Ich müsse nach Palaw, knapp 40 Kilometer weiter. Ich sagte ihm, dass ich keinen Kilometer mehr fahren könne. Das sei kein Problem, ich würde in einem Bus gefahren werden. Sprach's, ging zur Straße und hielt den nächstbesten Kleinbus an. Der Fahrer protestierte zunächst, musste sich aber wohl dem staatlichen Befehl fügen. Also, wurde ich in einem - zum Glück leeren - Kleinbus nach Palaw transportiert. Ich war eigentlich ganz froh darüber, da sich die Etappe für den nächsten Tag somit auf erträgliche 90 Kilometer verkürzte. Zudem musste ich für die Fahrt nicht mal etwas bezahlen. Die Kosten übernahm der Immigration-Officer. Danke!
Als wir in Palaw ankamen, hieß es allerdings, das Guesthouse sei voll belegt. Der Busfahrer machte sich sofort aus dem Staub, wohl weil er befürchtete, er müsse mich nun nochmal 100 Kilometer weiter nach Myeik bringen, mein Etappenziel am nächsten Tag. Doch die Hotel-Betreiber hatten eine scheinbar gute Idee: Ich sollte doch zum örtlichen Kloster fahren und fragen, ob ich dort übernachten könne. Das tat ich dann auch. Ein Hotelangestellter begleitete mich und erklärte alles dem obersten Mönch, vor dem wir uns voller Ehrfurcht niedergekniet hatten. Der Mönch stimmte sofort zu und ich war begeistert, würde ich doch nun Einblick in den Alltag eines buddhistischen Klosters bekommen. Er müsse nur noch meinen Pass kopieren und den örtlichen Immigration-Officer informieren, schob der Mönch nach! Reine Routine, gab er mir zu verstehen, als er meine Zweifel bemerkte.
Doch mir schwante Böses. Und tatsächlich: Nachdem ich mich im Gästezimmer (mit Klima-Anlage) eingerichtet und an einem großen Wasserbottich "geduscht" hatte, gingen die Komplikationen weiter. Der Officer habe es untersagt, ich dürfe nicht im Kloster übernachten, eröffnete mir der Mönch nun ziemlich kleinlaut und entschuldigte sich mehrfach. Ich müsse ins Hotel zurück! Interessanterweise war dort nun doch ein Einzelzimmer frei. Also, packte ich wieder alles ein, hängte die Taschen erneut ans Fahrrad und fuhr 300 Meter zurück zum Guesthouse! Um 21 Uhr konnte ich dann endlich etwas essen gehen! Ich war ziemlich genervt und spülte den Ärger mit ein paar Whiskey herunter und sank anschließend in einen tiefen Schlaf.
Montezuma lässt grüßen
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich Magen- und Darmkrämpfe und musste umgehend auf's Klo rennen. Wieder mal hat Montezuma zugeschlagen, zum zweiten Mal auf der Tour. Gegen 10 Uhr ging es mir wieder besser, so dass ich mich auf's Rad setzte und nach Myeik aufbrach. Diese Etappe war allerdings extrem hart. Die Straße wurde immer schlechter, es ging nur bergauf und -ab und die Diarrhö machte mir doch mehr zu schaffen, als ich dachte. Ich musste mich ziemlich quälen und spielte einige Male mit dem Gedanken, ein Auto anzuhalten und mich mitnehmen zu lassen. Ich kämpfte mich aber bis ins Ziel und kam mit den letzten Sonnenstrahlen am Abend des Vollmondfestes in der trubeligen Hafenstadt Myeik an.
Hier ein paar Ein drücke aus der Stadt:
Und hier ein paar Fotos vom alten Dockyard, in dem ausschließlich Holzboote gebaut und gewartet werden. Hier ist noch alles Handarbeit und auch Frauen packen mit an.
Myeik selbst hat touristisch wenig zu bieten. Jedoch liegt vor der Küste das größte Inselparadies Südostasiens, das zudem noch weitgehend unberührt ist. Und das wollte ich mir genauer anschauen. Also nahm ich an einer ganztägigen Inseltour für stolze 80 Dollar teil. Ich war unter den rund 40 Teilnehmern der einzige ausländische Tourist; alle anderen waren Myanmarer, zum Großteil aus Yangon. Mit einer ausrangierten Speedboot-Fähre wurden wir zu zwei schönen Inseln mit wunderschönen Sandstränden gebracht. Leider schwamm im Meer ziemlich viel Müll herum, so dass ich mir am ersten Strand das Baden verkniff. Die Burmesen erklärten, dass das Wasser wegen des Vollmondes ungewöhnlich in Bewegung sei und deshalb der ganze Müll im Meer herum schwimme. Am zweiten Strand war kein Müll, so dass ich auch ins Meer ging; das erste Mal seit Chanakkale in der Türkei.
Von Myeik bin ich vergangene Nacht mit dem Bus nach Kawthaung gefahren. Ich wurde mehrfach gewarnt, besser nicht mit Fahrrad allein von Myeik weiter nach Süden zu radeln. Die Strecke sei nicht sicher und zudem gebe es in der dünn besiedelten Region noch keine Hotels für Ausländer. Ich hatte auch in einem Blog eines englischen Reiseradlers gelesen, dass er nur Ärger mit den Sicherheitskräften hatte, als er die Strecke geradelt ist.
Die Busfahrt war übrigens eine Herausforderung für sich. Ich hatte mir ein Ticket für einen großen Reisebus besorgt, weil ich es etwas komfortabler als in einem vollgestopften Minibus haben wollte. Doch diese Erwartung erfüllte sich nicht. Im Gegenteil: Es war ein ziemlicher Horror. Der Bus war sehr eng und unbequem, kein Vergleich zu den komfortablen VIP-Bussen im Iran. Ich saß neben einem großen und breiten Myanmarer - wir hatten ständig Körperkontakt! Die Straße war ziemlich schlecht und schlängelt sich in ständigem Auf-und-Ab durch den Busch. Auch in dem großen Bus hat es also ständig geschuckelt und geruckelt.
Und dann die Klima-Anlage: Sie lief die ganze Zeit volle Pulle und kühlte den Bus auf eisige 15 Grad herunter, wie das Display über dem Mittelgang anzeigte. Mehrfach bat ich den Busjungen, die Klimaanlage höher zu drehen, doch das war angeblich nicht möglich. Ich musste mich in zwei Decken einwickeln, um nicht zu frieren. Außerdem liefen während der ganzen Fahrt schnulzige Musikvideos und buddhistische Predigten - und das ziemlich laut. Alle Mitreisenden versuchten, zu schlafen. Doch das interessierte den Fahrer und seinen Jungen nicht. Sie legten eine DVD nach der anderen ein und sangen mitunter kräftig mit. Einzig der Mönch in der ersten Reihe neben mir verfolgte jedes Video mit Interesse und lachte zwischendurch.
Irgendwie bin ich zwischen 2 und 3 Uhr dann doch eingeschlafen, bis sich meine Eingeweide mit starken Krämpfen zurückmeldeten. Montezumas Rache was back! Ich musste den Busfahrer drei Mal bitten anzuhalten und hockte mich neben den Bus in den Busch. Zum Glück war es dunkel und zum Glück hatte ich Toilettenpapier dabei. Um 6 Uhr kamen wir nach zwölf Stunden endlich in Kawthaung an. Ich war von der Fahrt ziemlich gerädert.
Mit festem Blick nach Thailand: Ein burmesischer König in Kawthaung hat den Feind im Visier!
Aus Visums-technischen Gründen kann ich erst morgen nach Thailand einreisen. Der Grund: Das Thai-Visum wäre sonst einen Tag vor unserem Rückflug am 18. Dezember abgelaufen. Das hätte ziemliche Diskussionen am Flughafen gegeben. In Thailand werde ich erstmal die Insel Kho Phayam ansteuern und mich noch zwei Tage ausruhen und hoffentlich die Diarrhö auskurieren. Mein nächster Bericht kommt also aus Thailand. Bis dahin!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen