Auf Wiedersehen Myanmar
Die Ausreise aus Myanmar und die Einreise nach Thailand waren ein Erlebnis für sich. In Kawthaung war gerade mal wieder der Strom ausgefallen, als ich den Ausreisestempel abholen wollte. Die Grenzbeamten konnten also nicht arbeiten, da auch ihre Computer ausgefallen waren. Nach einer halben Stunde war der Strom wieder da. Als die Ausreiseformalitäten erledigt waren, ging es darum, einen Platz in einem Longtailboot zu ergattern, das mich über den Grenzfluss nach Thailand bringen würde. Die Bootsfahrer bestanden allerdings darauf, in Thai-Bath bezahlt zu werden; ich hatte dagegen nur Kyat, die aber keine haben wollte. Erst als ich noch ein paar Dollar drauflegte, nahm mir einer schließlich doch die restlichen Kyat ab.Dann ging es endlich los über den Fluss nach Ranong. Die Überfahrt dauerte auch noch mal eine Stunde. Erst hielten wir an einer Insel mit einer weiteren Kontrollstelle der Myanmarer, dann an einer vorgelagerten Thai-Insel, wo alle männlichen Myanmarer aussteigen mussten und gefilzt wurden. Dann ein weiterer Zwischenstopp für die erste Passkontrolle; nach weiteren fünf Minuten Fahrt legen wir endlich in Ranong an. Hier begann dann das Einreiseprocedere. Nach eineinhalb Stunden war ich endlich in Thailand.
Willkommen in Thailand
Ich besorgte mir eine thailändische SIM-Karte und fuhr zum Pier, von dem die Schnellboote nach Kho Phayam abgingen. Kho Phayam ist eine verträumte kleine Insel mit zum Glück noch wenig Tourismus. Mit dem Schnellboot erreicht man sie nach 45 Minuten. Die Verantwortlichen der Insel achten sehr darauf, dass der Tourismus nicht überhand nimmt. Unter anderem fahren keine Autos auf der Insel; nur Mopeds sind erlaubt. Entsprechend überschaubar ist das Straßennetz, und es ist angenehm ruhig. Neben dem Hauptort gibt es zwei große Strände mit Unterkünften.Ich entscheide mich für das Lazy Hut-Resort. Für die offenen Bamboo-Bungalows kann ich mich Allerdings nicht begeistern. Für umgerechnet 20 Euro pro Nacht beziehe ich im Haupthaus ein Doppelzimmer mit Bad und Moskitonetzen vor den Fenstern. Zu dem Resort gehört auch ein schattig gelegenes Restaurant, das eine schöne Aussicht auf den wunderbaren Strand bietet. Hier halte ich mich - wie die übrigen Gäste - die meiste Zeit auf. Somit ist auch der Nachschub an Getränken und Essen sicher gestellt. Ein wunderbarer Ort zum Abhängen. Ab und zu zieht eine Haschischfahne zu mir herüber. Jamaica-Feeling stellt sich ein. Abends gibt es phantastische Sonnenuntergänge; manchmal auch heftigen Regen.
Nach drei Tagen habe ich genug ausgespannt. Ich nehme die letzten beiden Etappen nach Khao Lak in Angriff, insgesamt 220 Kilometer. Auf der Nationalstraße No.4 geht es von Ranong Richtung Süden. Ich bin überrascht, wie wenig Autos und LKW unterwegs sind. Der Asphalt ist perfekt; es geht stets leicht auf und ab. Ich komme gut vorwärts. An der Strecke liegen mehrere Wasserfälle, die als Sehenswürdigkeiten angepriesen werden. Den ersten schau ich mir an; bin aber enttäuscht, da ein richtiger Wasserfall nicht zu sehen ist. Die weiteren lasse ich links liegen.
Sehenswerter finde ich die hiesigen buddhistischen Tempel, die sich deutlich von denen in Myanmar unterscheiden. Sie sind sehr üppig mit Drachen und Elefanten verziert, haben aber keine goldenen Stupas. Viele Tempel sehe ich allerdings nicht, da die ganze Region überwiegend von Moslems bewohnt ist und ich an vielen einfachen Moscheen vorbei radle.
Insgesamt macht das Radfahren in Thailand großen Spaß. Die Straßen sind perfekt, es gibt einen ausreichend breiten Seitenstreifen für Rad- und Mopedfahrer, die Autos und LKW halten beim Überholen gebührenden Abstand, alle paar Kilometer gibt es Garküchen und kleine Supermärkte, so dass man sich über die Verpflegung unterwegs keine Gedanken machen muss. Ich beschließe, irgendwann nochmal eine ausgiebige Radtour durch Thailand zu machen. Allerdings muss man sich daran gewöhnen, dass man wie verrückt schwitzt. Ich weiß nicht wieso, aber ich empfinde das Schwitzen in dieser Luftfeuchtigkeit unangenehmer als etwa im Iran.
Nach 110 Kilometern finde ich am ersten Tag ein nettes Ressort direkt an der Straße. Ich kriege für 20 Euro einen sehr sauberen und top ausgestatteten Steinbungalow, Frühstück inklusive. Die letzte Stunde auf dem Rad hatte es allerdings in Strömen geregnet, so dass ich ziemlich verdreckt und durchnässt im Hotel ankomme.
Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Klamotten auch am nächsten Morgen noch nass. Ist aber eigentlich auch egal, da sie nach fünf Kilometern eh wieder durchgeschwitzt wären. Als rein in die nassen Sachen und los zur letzten Etappe.
Ab Mittag türmen sich schon wieder Quellwolken auf. Ab Kilometer 70 fahre ich wieder im Regen. Zwischendurch regnet es so stark, dass ich kurze Pausen einlegen muss. Die Haut an den Händen ist schon ganz schrumpelig. Da fällt mir ein, dass die Radtour also genauso endet, wie sie begonnen hat: im Dauerregen.
30 Kilometer vor Khao Lak springt der Tacho auf 9.000 Kilometer um. Auf den letzten Metern kommt in mir Wehmut und Traurigkeit auf. Nun ist das große Radabenteuer also vorbei!
Ich bin stolz, die Distanz geschafft zu haben. Und ich bin erleichtert, dass mir ein Unfall, ein Sturz oder schlimme Pannen - wie ein Speichenbruch in der Pampa - erspart blieben. Man macht sich zu Anfang ja doch ziemlich viele Gedanken, was alles passieren kann und worauf man vorbereitet sein muss. Gemessen an der Vielzahl der Szenarien ist eigentlich wenig passiert: Kein Überfall, keine Hundeattacke, keine wirklich gefährliche Verkehrssituation, nur ein Unwetter im Zelt (in Bled - Slowenien).
Ich wurde auch schon gefragt, ob das Abenteuer aus mir nun einen anderen Menschen gemacht hat. Gute Frage! Ich bin sehr froh - und ja: glücklich -, dass ich meinen Traum verwirklicht habe. Ich brauche auf dem Sterbebett nicht zu bereuen, dieses Vorhaben nicht angegangen zu sein. Das Ganze hat einen Riesenspaß gemacht, vom ersten Tag der Vorbereitung an bis zur letzten Etappe. Die Tour hat mein Leben ganz bestimmt bereichert. Ob ich mich dadurch verändert habe, kann ich nicht sagen. Vielleicht könnt ihr das besser beurteilen.
So, und jetzt freue ich mich auf den Urlaub mit meiner Frau. In drei Tagen hole ich sie in Phuket vom Flughafen ab. Dann verbringen wir noch drei Wochen in und um Khao Lak - an der Andamanenküste, eine der schönsten Ecken Thailands. Bestimmt werden wir zwischendurch ein paar Tage auf eine nette Insel fahren oder uns den großen Nationalpark Khao Sok anschauen. Und dann freue ich mich darauf, bald meine Kinder, Enkelkinder und sonstigen Familienmitglieder wiederzusehen.
Somit fällt hier jetzt der letzte Vorhang. Ich danke euch für euer Interesse - und für eure Kommentare und Mails. Ich hoffe, ich habe keine Frage unbeantwortet gelassen. Wenn doch, schickt sie einfach nochmal.
Macht's gut! Ich wünsche euch allen schöne Weihnachtstage und ein gutes neues Jahr.
Bis bald, Uwe
16 Kommentare:
Applaus, Applaus, Applaus....von Deinem lesenden Begleiter aus Alfter. Schön, dass Du gesund angekommen bist. Manchmal habe ich mir Gedanken gemacht. Aber zum Glück ganz unbegründet! Ganz tolle Leistung. Danke für Deine Berichte. Ich habe jeden Tag geschaut, ob was neues im Blog zu finden ist. Ich habe jeden einzelnen Bericht genossen. Meinen Glückwunsch an Dich. PERFEKT!
Jetzt bin ich irgendwie auch traurig das es zu Ende ist!
Heino
Danke, Heino - für deinen berührenden Kommentar! Kannst dich ja gerne mal per Mail melden, dann können wir auch direkten Kontakt aufnehmen!
Schöne Grüße, Iwe
Wunderbare Traumerfüllung. Ich bin erst mittendrin eingestiegen, werde aber die erste Hälfte nachholen. Du hast uns sehr schön mitgenommen mit deinen Texten und den Fotos. Tolle Zeit!!! Dann bis bald zurück auf der Arbeit LG Annika F.
Hi Uwe, in meinem kleinen Wortschatz existiert leider kein passendes Wort, mit dem ich meine Freude und sportliche Anerkennung über deine gelungene Reise adäquat ausdrücken könnte. Vor allem bin ich froh, dass du ohne nennenswerte Blessuren durch gekommen bist.....und das bisschen Regen am Ende ;-) Einen besonderen Dank auch dafür, dass du die Daheimgebliebenen mit diesem Blog und via Social Media bestens mit Informationen versorgt hast und wir so an deinem Radabenteuer teilnehmen durften - das war richtig klasse!!!
"If you can Dream, you can do it" (Walt Disney) - oder (frei nach Sepp H.): Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer 😉
Wünsche dir und Konny einen schönen Urlaub - erholt euch gut 🍷🧀😎
LG & bis neulich , Uli
Danke Annika, es freut mich, dass dir meine Berichte hefallen haben. Bis bald auf der Arbeit - oje, mor wird schon ganz blümerant, wenn ich daran denke...
Liebe Grüße, Uwe
Hallo Uwe,
wow, herzlichen Glückwunsch! Schade, dass die Berichterstattung damit auch zu Ende geht, es hat Spaß gemacht, zu folgen. Aber jetzt genieße erst mal deinen wohlverdienten Urlaub mit deiner Frau und tanke nochmal ordentlich Sonne und Wärme.
Lieb Grüße und bis bald
Barbara
Hi Uli, vielen Dank für deinen Kommentar! Wir sehen uns ja bald bei dem einen oder anderen Bitburger. Vielleicht auch beim Silvesterlauf? Schaun wir mal, dann sehen wir schon...
Liebe Grüße, Uwe
Danke, liebe Barbara! Schön, dass du mir gefolgt bist und dass es dir gefallen hat. Bis bald!
Liebe Grüße, Uwe
ganz am schluss oute ich mich - auch ich bin deiner reise fasziniert gefolgt. eine eher entfernte bekannte, ehemalige schulkameradin denise. unfassbar, was du da geplant, durchgezogen und jetzt hinter dir hast! in thailand war ich auch schon öfter - allerdings per flugzeug ;-) habt ihr schon konkrete ziele in Thailand? welche? beste grüße aus dem zur zeit besonders reizlosen deutschland - denise borowy
Lieber Uwe,
schade ist es wirklich um das Ende der wunderbaren Reiseberichte! Es hat so einen großen Spaß gemacht, alles zu lesen.
Andererseits freuen wir uns auf das Wiedersehen in Berlin!
Und: natürlich wünschen wir dir - und natürlich auch Konny (!!!) - einen wunderbaren und sonnigen und spannenden und erholsamen Urlaub!
Herzliche Grüße von Christine und Friedrich
Hallo Denise, was für eine Überraschung! Schön von dir zu hören. Wir bleiben erstmal in Kaoh Lak - herum gereist bin ich in den letzten Monaten genug. Vielleicht fahren wir zwischendurch für ein paar Tage auf eine Insel - mal schauen. Beste Grüße zurück! Und eine schöne Advents- und Weihnachtszeit wünsche ich dir!
Uwe 🎄😏👍
Danke, ihr Lieben! Es freut mich wirklich sehr, dass euch meine Berichte gefallen haben. Schönen 1. Advent! Bis bald!
Uwe
Hallo Uwe, herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluss deines großartigen Unternehmens. Es war mir in den letzten Monaten immer ein Vergnügen, mal die Textverarbeitung wegzuklicken und zu schauen, wo du dich gerade herumtreibst. Auffallend war ja wirklich, wie du in den ersten Wochen oft genau an den Spots gelandet bist, wo ich mit meinen Freunden gewesen war (allerdings über viele Jahre verteilt: z.B. in Slowenien, Kroatien, Albanien). Ab Türkei hast du unsere bescheideneren Ambitionen allerdings weit hinter dir gelassen. Deine Ausführungen fand ich immer total interessant und ich habe mich gewundert, dass dir nach den strammen Tagesetappen das Bloggen in so liebevoller Ausführlichkeit nicht zuviel geworden ist.
Insgesamt große Klasse: Du hast zum richtigen Zeitpunkt das Richtige gemacht.
Lieber Uwe,
ganz herzlichen Glückwunsch, das ist eine Hammertour, eine Lebenstour. Auch für mich hast Du einen Traum ausgelebt, den ich über Deinen schönen Blog mitträumen durfte. Danke dafür. Komm gut heim,
Hanno Frings
Danke, Hanno! Es freut mich, dass dir meine Berichte gefallen haben.
Schöne Grüße + bis bald!
Uwe
Lieber Uwe,
Chapeau!!!!!!…..
Viele Grüße aus BAM
Uwe
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