Mittwoch, 29. Juni 2016

Genußradeln an der kroatischen Riviera

Einfahrt nach Dubrovnik
Nach zweieinhalb Etappen ab Split sind wir heute zur Mittagszeit in Dubrovnik angekommen. Wir haben somit mehr als die Hälfte der Strecke bis Istanbul geschafft. 1990 Kilometer stehen auf dem Tacho - bis in die türkische Hauptstadt sind es noch gut 1500 Kilometer. Für Heiko ist nach nunmehr vier Wochen die Hälfte seiner Zweimonatsauszeit herum - "ab jetzt zählt es wieder runter", meinte er eben beim Abendessen.



Die Strecke von Split bis Dubrovnik war übrigens schöner als erwartet - oder besser: als befürchtet. Wir hatten nämlich mit deutlich mehr Verkehr gerechnet. Auf manchen Abschnitten der Küstenstraße sind tatsächlich auch viele Autos und LKW unterwegs. Alles in allem war es aber auszuhalten. Es gab sogar etliche Momente der absoluten Ruhe. Es hatte etwas von Genußradeln - obwohl es immer wieder rauf und runter gung.

Von der höher gelegenen Küstenstraße schauten wir in viele malerisch schöne Buchten herunter - sahen unzählige weiße Strände mit türkisfarbenem Wasser. Traumhaft. Die erste Etappe ab Split beendeten wir nach 86 Kilometer (750 HM) in Zaostrog. Dort gab es einen kleinen, familiär geführten Campingplatz direkt am Meer. Wir bekamen ein Wiesenstück zugewiesen und bauten unsere Zelte erstmals unter Olivenbäumen auf. Das Frühstück kauften wir im Supermarkt zusammen und nahmen es in einem Strandcafé direkt am Wasser ein.





Die zweite Etappe war schöner als die erste. Sie führte durch das Mündungsgebiet der Neretva, einem Fluss, der hier in die Adria fließt. Die Küstenstraße machte einen großen Bogen durch eine fruchtbare Marschlandschaft, die landwirtschaftlich intensiv genutzt wird und dementsprechend grün ist. Obstverkaufsstände säumten die Straße und an den Hängen grünte der Wein.







Die Etappe endete nach ebenfalls 85 Kilometer in Krucica, wo wir auf einem sehr einfachen 1-Stern-Campingplatz weit unterhalb der Küstenstraße campten. Der Platz gehört zu einer kleinen Pension, deren Inhaber allabendlich für seine Gäste zwei Gerichte kocht. Wir hatten die Wahl zwischen Fisch oder Fleisch. Unsere anfängliche Skepsis löste sich rasch in Begeisterung auf: Auf einer Terrasse mit Meerblick bekamen wir ein einfaches, aber sehr leckeres Djuwetschreis-Gericht mit Schweinefleisch serviert, dazu frischen Salat und schmackhaften Wein. Es war eines unserer besten Essen bisher.







Zwischenfazit nach einem Monat 


Wir sind jetzt fast genau einen Monat unterwegs - guter Anlass für ein kleine Zwischenfazit. Zunächst eine harte Zahl: Bis Dubrovnik sind es genau 19.900 Höhenmeter!

Mir hat die Tour bis hierher großen Spaß gemacht. Wir haben viel gesehen und erlebt. Dass wir die ersten zweieinhalb Wochen fast nur im Regen gefahren sind, ist so gut wie vergessen.  Inzwischen scheint über uns  täglich Sonne und manchmal ist es auch schon zu heiß. Dennoch: Obwohl allzu große Hitze beim Radfahren auch nachteilig ist, überwiegt doch eindeutig das Wohlbefinden in der Sonne.

Enttäuscht bin ich von der Warmshowers-Plattform, über die sich Radfahrer gegenseitig Unterkunft gewähren. Wir haben darüber nicht eine einzige Unterkunft bekommen. Airbnb funktioniert da schon zuverlässiger - in Ljubljana kamen wir bei Barbara unter und hier Dubrovnik fanden wir daüber  ein gutes Appartement. Wir genießen es sehr, zwischendurch mal in eine kleine Wohnung einzuziehen, können wir dann doch unsere Wäsche waschen, mal wieder in richtigen Betten schlafen und auch mal Fernsehen schauen.

Das Zelten macht aber auch Spaß. Ich liebe das Einfache und Reduzierte - aber WLAN muss schon sein ;-)) Ich habe sehr bedauert, dass wir unsere Zelte erst nach mehr als zwei Wochen das erste Mal aufbauen konnten. Und in dieser Nacht hatten wir auch noch das schlimmste Unwetter, das man sich vorstellen kann. Ich hatte wirklich Angst, dass ein Blitz in mein Zelt einschlägt.

Und auch wichtig: Heiko und ich gehen uns noch nicht auf den Wecker - jedenfalls empfinde ich das so. Natürlich gibt es schon mal Missverständnisse. Und manchmal schweigen wir auch sehr lange, vor allem morgens, wenn wir die Zelte abbauen und das Gepäck auf unseren Rädern verstauen. Dafür reden wir unterwegs bei Pausen und nach den Etappen viel. Wir verstehen uns gut und haben uns wohl schon fast alles erzählt. Andererseits ist es auch gut, dass wir stets getrennte Zimmer nehmen und jeder sich zurückziehen kann, wann immer er will.

So, genug geschrieben. Morgen ist Sightseeing in Dubrovnik angesagt. Ich war ja schon von Split sehr begeistert. Dubrovnik soll noch schöner sein. Ich bin gespannt.




2 Kommentare:

Uwe Beer hat gesagt…

Hallo Uwe,

Respekt! 19.900 hm auf 1.990 km, das entspricht aller 500 m eine fahrt über eine durchschnittlichen Autobahnbrücke von 5 Meter höhe.
Viele Radler pusten schon nach eine Brücke.;-)

Super, viel Spaß wünsche ich euch noch!

LG
Uwe

Uwe hat gesagt…

Hi Uwe, das hast du schön gesagt! 🚵👍