Freitag, 28. Oktober 2016

Am Persischen Golf

Nun bin ich schon den dritten Tag in Dubai. Das war am vergangenen Wochenende noch nicht abzusehen, dass ich so schnell hier sein würde. Als ich in Shiraz losfuhr, hatte ich mein Ticket für die Fähre von Bandar Lengeh nach Dubai schon in der Tasche. Das Schiff sollte am Mittwochfrüh ablegen. Doch es kam wieder mal anders...



Am Samstag schickte mir die Agentur, bei der ich das Ticket gekauft hatte, eine SMS, dass die Fähre gecancelt sei. Warum, erfuhr ich nicht. Während ich radelte, musste ich also komplett umdisponieren. Auf die nächste Fähre zu warten, kam nicht in Frage. Die wäre erst am Samstag gefahren - viel zu spät für meinen Flug. Ich bat die Agentur also, die Fähre von Bandar Abbas zu buchen, die aber schon am Montagabend fuhr.

Als ich also am Samstag in Dscharom, der Dattelpalmen-Stadt, vom Rad stieg, war dies somit meine letzte Radfahrt im Iran. Ich musste die beiden Etappen, die ich eigentlich noch bis nach Lar radeln wollte, canceln. Leider, leider. Gerne hätte ich die überwältigende Gastfreundschaft der Iraner noch zwei Tag genossen.  

Am Sonntagabend stieg ich also in Dscharom etwas traurig in den Nachtbus nach Bandar Abbas, wo ich um 4 Uhr morgens ankam. An staunenden Polizisten vorbei radelte ich im Dunkeln durch die Stadt. Da ich nicht müde war, hockte mich an den Strand und beobachtete den Sonnenaufgang über dem Persischen Golf. Das war sehr schön anzusehen. Während ich meinen Nescafé genoss, erwachte die Stadt langsam und immer mehr Menschen fanden sich am Strand zum Frühsport ein.





Bandar Abbas ist eine sehr geschäftige, laute Hafenstadt - mehr aber leider nicht. Es wurde sehr heiß und dazu noch unerträglich schwül. Ich hatte keine rechte Idee, was ich die nächsten 14 Stunden bis zur Abfahrt machen sollte. Zunächst suchte ich nach einem ruhigen Schattenplatz - Fehlanzeige. Dann nach einem Restaurant oder Café mit WLAN - ebenfalls Fehlanzeige. Schließlich hockte ich mich in einem Hotel in die klimatisierte Empfangshalle - und daddelte bei einer Kanne Tee auf dem Handy herum.

Am Nachmittag fand ich an einem anderen Strand einen kleinen Park, der ein wenig Schatten bot. Hier kochte ich mir eine Portion Nudeln mit Tomatensoße - das war der Proviant, der eigentlich für die letzten Radetappen vorgesehen war. Nach dem Essen schlief ich ein und wachte erst nach anderthalb Stunden wieder auf - und war froh, dass mir nichts geklaut wurde. So ist eben der Iran, denke ich und bin erneut traurig, dass ich dieses Land und seine tollen Menschen verlassen muss.

Als ich mich endlich auf den Weg zum Hafen machen will, treffe ich auf Francis und Ceclile, zwei Franzosen, die ebenfalls mit Fahrrad durch den Iran geradelt sind und nach Dubai wollen. Wir fahren also gemeinsam zum Hafen und warten gemeinsam weitere vier Stunden, bis das Schiff endlich um 22 Uhr mit einer Stunde Verspätung abfährt.





Die Überfahrt nach Dubai ist unspektakulär. Um 23 Uhr bekamen wir ein warmes Essen mit Reis und Hühnerfleisch serviert. Zum Glück ist die Fähre nicht allzu voll, so dass sich jeder Fahrgast auf einer Bank zum Schlafen ausstrecken kann. Für mich ist es die zweite Reisenacht in Folge - ich bin hundemüde und kann sogar drei bis vier Stunden schlafen. Um 10 Uhr treffen wir mit einer Stunde Verspätung im Hafen des Emirats Scharjah (sprich: Schardscha) ein. Die Einreiseformalitäten und Zollkontrollen dauern eine weitere Stunde.

Als wir endlich passieren dürfen, ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Denn die Zollbeamten haben zuvor eine meiner Radtaschen ausgeleert und alles genauestens untersucht. Diesem Eifer fiel auch eine Zigarettenschachtel zum Opfer, die ein Mitbringsel für Konny sein sollte. Es war eine kurios kleine Schachtel mit 20 Mini-Zigaretten, quasi ein Sparangebot für Raucher mit wenig Geld. So etwas hatten die Araber offenbar noch nicht gesehen. Sie rissen die Schachtel auf und drückten aus jeder zweiten Zigarette den Tabak heraus und hielten die Nase rein. Offenbar glaubten sie an einen Riesen-Drogenfund - doch Fehlanzeige. Als sie mir die kaputten Zigaretten in die Hand drückten, habe ich sie ihnen vor die Füße geworfen.        

Die Fahrt vom Hafen nach Dubai gestaltete sich angenehmer als befürchtet. Viele Reiseradler berichten von einer gefährlichen Strecke über den Highway als einzige Möglichkeit, nach Dubai zu gelangen. Doch ich hatte von einer deutschen Radlerin, die ich am letzten Tag in Schiraz kennen lernte, den Tipp bekommen, dass man immer am Wasser entlang auf ruhigen Straßen sicher nach Dubai gelangen kann. So haben wir es dann auch gemacht. Nach knapp einer Stunde und einigen Foto-Stopps trafen wir entspannt vor meinem Hotel in Deira in Dubai ein.




Francis und Cecile entschieden sich für ein anderes Hotel, da sie lieber in einem Appartement wohnen wollten. Wir haben uns jedoch abends immer zum Essen getroffen.

Dubai gehörte nie zu meinen ersehnten Reisezielen. Für mich ist der Aufenthalt hier ein unvermeidbarer Zwischenstopp, um nach Südostasien zu kommen. Nach nun zweieinhalb Tagen muss ich aber sagen, dass die Stadt schon sehr beeindruckend ist. Es ist eine sehr moderne, gut funktionierende, westliche Metropole, die alles bietet, was wir aus Nordeuropa gewöhnt sind. Sehr viele Hotels, sehr moderne öffentliche Verkehrsmittel und natürlich viele Einkaufsmöglichkeiten.




Dubai ist viel größer als ich es mir vorgestellt habe. Das habe ich gemerkt, als ich mein Rad in den Fahrradladen gebracht habe, in dem es eingepackt wurde. Auf meinem Handy sah es nach einer halbstündigen Radfahrt aus, tatsächlich brauchte ich anderthalb Stunden. Ich musste allerdings  einige Umwege fahren, da etliche Straßen wegen Bauarbeiten gesperrt waren. Überhaupt wird in Dubai immer noch enorm viel gebaut.


Mein eingepacktes Fahrrad - fertig zum Abflug 
Wie Wikipedia weiß, leben in Dubai 68.000 Dollar-Millionäre, die knapp fünf Prozent der  Gesamtbevölkerung (2,2 Millionen Menschen) ausmachen.  Das Gefälle zwischen reich und arm ist in Dubai besonders groß. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung sind Arbeitsmigranten, die den größten Teil der Wirtschaftsleistung erbringen. Die meisten kommen aus dem südlichen Asien (Pakistan, Indien, Bangladesch, Sri Lanka, Philippinen), aber auch aus Afrika und auch Europa. Das Gros bilden junge kräftige Männer, die auf den vielen Baustellen arbeiten, und zwar oft für nicht mal fünf Dollar am Tag!

Da mein Hotel mitten im Pakistani-Viertel liegt, fällt mir der krasse Unterschied zwischen arm und reich besonders auf. Einerseits sieht man Araber in ihren klimatisierten Riesenlimousinen mit hohem Tempo durch die Stadt rasen, andererseits tausende schwer arbeitende Pakistanis, die oft nicht mehr haben als die Kleidung an ihrem Körper und ein Smartphone, um mit der Familie daheim in Kontakt zu bleiben.




Auf einer Taxifahrt kam ich mit dem indischen Fahrer ins Gespräch. Er sagte mir, dass er alle anderthalb bis zwei Jahre nach Hause zu seiner Frau und seinen Kindern fahre. Öfter könne er es sich nicht leisten. Das Geld reiche gerade mal, um in Dubai davon zu leben; viel nach Hause schicken, könne er nicht.

Wenn man nicht gerne Shoppen geht, hat Dubai eigentlich nicht viel zu bieten. Nach dem Besuch des alten Hafens an der Golf-Mündung (Creek), habe ich mir gestern auch die größte Shopping-Mall angeschaut.








Darüber hinaus gibt es immerhin einige schöne Strände, wie etwa Palm Jumeirah. (Foto folgt)

Mir blieb nicht viel Zeit für Besichtigungen, da ich noch einige Vorbereitungen für die Weiterreise nach Myanmar treffen musste. Heute Abend geht nämlich mein Flug; morgen früh werde ich in Yangon sein.

2 Kommentare:

Uwe Beer hat gesagt…

Hallo Uwe,

herzlichen Glückwünsch für deine Radreise nach Dubai.
Ich habe deine Berichte aus dem Iran sehr gerne gelesen und freue mich für Dich, dass alles super geklappt!
Ich wünsche Dir einen guten Flug nach Myanmar und viel Spaß mit dem Drahtessel durch Asien Richtung Bangkok.

Liebe Grüße aus BAM
Uwe

Uwe hat gesagt…

Danke, Uwe! Für all deine netten Kommentare! Alles weitere demnächst live im Köln-Bonner-Raum. Schöne Grüße, Uwe